Nach der Revolution waren die Liberalen erneut die Verlierer. Eine neue restaurative, reaktionäre Phase führte zur Entfernung Liberaler aus vielen Ämtern, zu Verboten und zu weiteren Einschränkungen. Dennoch erreichte diese Repression nicht mehr das Außsmaß des System Metternich. Die Radikalen wanderten aus oder gingen in den Untergrund. So entstanden viele politische Zeitschriften und es ist kein Wunder, dass damals die Satire eine Blütezeit erlebte. Die Wirtschaftsbürger, die entstehende Bourgeoisie, arrangierte sich mit den herrschenden Konservativen - Realpolitik war angesagt.
Doch auch auf gesamteuropäischer Ebene war nur äußerlich alles beim Alten geblieben. Die Pentarchie begann zu zerbrechen. Preußen wollte sich nicht länger mit einer leicht untergeordneten Position gegenüber Österreich zufrieden geben. Im Krimkrieg drang Russland in osmanisches Gebiet ein - das Prinzip der Legitimität war nicht mehr geltend. Als Österreich alleine gegen Russland kämpfte anstatt England und Frankreich auf der Krim beizustehen, durchzogen die Pentarchie gewaltige Risse. Auch nach dem Pariser Frieden 1856 konnte man das nicht mehr kitten: England und Frankreich näherten sich an, Österreich hatte ein zerrüttetes Verhältnis zu den Beiden und zu Russland, nur Preußen konnte normale oder sogar verbesserte Beziehungen verbuchen. Mit der Heiligen Allianz aber war es vorbei. Man kann dieses Ende der alten Mächtekonstellation als ersten Schritt zur Deutschen Einigung werten - innerhalb der Pentarchie wäre ein starkes Deutschland ein grober Verstoß gewesen. Ein weiterer Schritt in Richtung Kaiserreich vollzog sich mit der Einigung Italiens. Garribalids "Zug der Tausend" von Sizilien nach Neapel, wo ihm der liberale Minister Cavour zu Hilfe kam, machte den Weg für ein vereinigtes Italien frei.
Auch in Deutschland nutze man die Schwächung der Großmächte aus: Da Österreich sich gegen Russland absicherte, konnte Preußen an seinen Großmachtplänen weiter arbeiten. Der dritte Schritt zur Verwirklichung war der deutsch-österreichische Krieg 1866. Nachdem Preußen die dänischen Annexionbestrebungen mit einer militärischen Intervention beendet hatte, verwalteten Österreich und Preußen die Territorien Schleswig und Holstein zunächst gemeinsam. Mit dem Vertrag von Gastein vereinbarten beide Staaten eine getrennte Verwaltung, Preußen bekam Schleswig, Österreich Holstein. Bismarck fachte das Feuer weiter an, als er eine Reform des von Österreich dominierten Deutschen Bundes forderte. Als Preußen nach Zögern Österreichs Holstein besetzte, mobilisierte Österreich die Bundesarmee. Der Krieg des Deutschen Bundes gegen Preußen sollte das Bundesrecht durchsetzen, jedoch gewannen Preußen und seine Verbündeten nicht nur aufgrund des technisierten Heers in der Schlacht bei Königgrätz. Unter preußischer Führung und ohne Österreich entstand der Norddeutsche Bund - eine Vorstufe zur endgültigen Einigung, die aufgrund des Protests Frankreichs noch nicht möglich war. Ein Krieg gegen Frankreich war also der letzte Schritt, die Deutschen mental und territorial zu einigen. Zunächst schloß Bismarck mit den süddeutschen Staaten mit den "Schutz- und Trutzbündnissen" Defensivbündnisse gegen Frankreich ab. Der deutsch-französische Krieg brach nach diesen Vorbereitungen wegen einer Lappalie los: Bismarck hatte in der "Emser Depesche" Forderungen Frankreichs, Deutschland solle auf die spanische Thronfolge verzichten, dramatisch gekürzt. Die ohnehin franzosenfeindliche Stimmung in Deutschland und die Empörung der Franzosen über die Korrektur führten zur französischen Kriegserklärung an Preußen. Mit Generalstabschef Helmuth von Moltke wurde Frankreich bei Sedan geschlagen. Die Reichsgründung fand schließlich in Versailles statt - eine Demütigung Frankreichs in Folge von ohnehin drastischen Reparationsforderungen und Gebietsabtretungen.
Der Weg zur Einheit und die Reichsgründung bargen also eine Menge Zündstoff: Der sich abzeichnende Konfliktherd Balkan/Schwarzes Meer, der deutsch-österreichische Dualismus und der "Erzfeind" Frankreich ließen das Kaiserreich nicht aus Liebe entstehen.
Samstag, 14. April 2007
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