Seit Jahren war ich immer wieder kurz davor, hin zu gehen. Seit Jahren waren entweder zu wenig Bands dabei, die mich interessiert haben, kam etwas dazwischen oder war das Ticket einfach zu teuer. Doch dieses Jahr habe ich bereits im Februar die 108 € auf den Tisch gelegt und es stand also fest, dass dieses Jahr meine persönliche
RIP-Premiere kommen sollte.
Ich habe zwar wenigstens auf
heute 10 Stunden geschlafen, fühle mich aber dennoch ziemlich
gerädert. Aber ich bin glücklich. Und
RIP 2008 wird mich aller Wahrscheinlichkeit nach als
Gast begrüßen dürfen.
Freitag, 01.06.07Nachdem ich nach meiner Rückkehr aus Waldmünchen, wo ich ein Seminar besucht hatte, gerade einmal eine halbe Stunde Zeit hatte, um meine Freunde vom Bahnhof abzuholen, sie in meinem Zimmer
einzuquartieren und anschließend völlig überstürzt (ohne geeignetes Schuhwerk, ohne Regenjacke und Getränke) in die Stadt zu fahren. Gegen 15:00 konnten wir nach halbstündigem Anstehen für Armbänder und Abtastung zur Centerstage pilgern.
Revolverheld konnten die Menge nicht wirklich begeistern, und es hat vermutlich auch dem Wettergott nicht gefallen: Mit dem Schlussakkord setzte Platzregen ein. Binnen Minuten waren zehntausende Menschen durchnässt, es sei denn sie hatten ein rosarotes T-Online
Regencape ergattert. Zu diesen Glücklichen gehörte ich aber nicht. Unterstände waren ebenfalls Mangelware, und so trocknete mein Hemd dann während der
Riffs von
Good Charlotte. Lange wartete die Menge dann auf
Velvet Revolver, eine Band die leider relativ wenige zu kennen scheinen. Doch als Frontmann
Scott Weiland nach halbstündiger Verspätung im Wintermantel die Bühne enterte, riss der klassische Hardrock der Gruppe viele mit sich. Ich jedenfalls sprang sprichwörtlich im Dreieck. Als wir gerade
relativ trocken waren, setze starker Nieselregen ein - meine Clique teilte sich auf, die einen warteten in der dampfenden Zuschauermasse auf
Korn, ein Kumpel und ich selbst verzogen uns in die überdachte Clubstage, wo es erstaunlich warm war. Der Höhepunkt am Freitag waren dann zweifelsfrei die
Ärzte. Im Gegensatz zu den englischen und amerikanischen Bands hatten sie natürlich keine Probleme, das Publikum angemessen zu stimulieren. Jeder konnte wenigstens ein paar der unzähligen Ärzte-Songs auswendig, und so war es gigantisch, ca. 50.000 Menschen gleichzeitig "Arschloch" schreien zu hören. Im Vergleich dazu mussten
Wir sind Helden leider den kürzeren ziehen. Die kompliziertere Lyrik und der meiner Meinung nach nicht wirklich
massentaugliche Stil verhinderten eine Masseneuphorie wie bei den Ärzten. Jedoch nahm ich beeindruckt zur Kenntnis, das
Judith Holofernes anscheinend an ihrem Gesang gearbeitet hat -
vielleicht hat auch die Lautstärke Unzulänglichkeiten verdeckt - es waren viel weniger Abstürze und schiefe Töne als beim
WsH-Konzert 2005 in Erlangen. Gegen 1:00 marschierten wir durch Müll und Matsch in Richtung Bus.
Samstag, 02.06.07Am Samstag interessierte uns zu erst
Billy Talent. Nach wenigstens acht Stunden Schlaf und einem ausgiebigen Frühstück stürzten wir uns also nachmittags in die Menge. Irgendjemand, ich weiß nicht mehr wer, wollte unbedingt möglichst weit nach vorne. Und so standen wir also pünktlich zu den ersten Tönen kurz vor dem Wellenbrecher. Es war der helle Wahnsinn. Wenn ca. 1000 Menschen um einen herum gleichzeitig eine
Pogo-Attacke starten, kann man sich nicht wirklich wehren. Ich wollte es auch nicht mehr. Folglich schwamm ich volle eineinhalb Stunden auf der Menschenmenge,
manchmal auch beinahe unter ihr. Man muss schon höllisch aufpassen, nicht unter die Füße zu kommen. Überraschend dann auch die Hilfsbereitschaft. Während die
Crowd-
Diver bedingungslos getragen wurden (von einigen Abstürzen mal abgesehen), bekamen die Gefallenen sofort mindestens eine Hand gereicht. Trotzdem grenzt es an ein Wunder, dass meine Brille noch heil ist und auch sonst nichts Großes passiert ist. Aber ich hatte genug von
Pogo und so ordneten wir uns nach einer kurzen Trinkpause (Alle Getränke 3,30 € + 1 € Pfand!) etwas weiter hinten ein. Endlich sollte mein persönliches
Highlight kommen:
Muse. Man könnte sagen: Sie kamen, spielten und gingen. Wie auf den
Alben von Muse ließen sie auch Live keine Sekunde
Verschnaufspause. Das erste Lied war "
Knights of Cydonia" und bereits nach wenigen Akkorden war ich im siebten Himmel. Die Bässe und
Gitarrenriffs durchdrangen meinen Körper, mein Herz sackte fast in die Hose -
unbeschreibbar. Wie kann man live nur so perfekt, so kristallklar und gewaltig spielen? Es steht fest: Ich werde Muse-
Groupie!
Alles nach Muse war zwar nicht schlecht, aber eben nicht Muse.
Linkin Park konnten mich mit ihrem halbstündig
verzögerten Auftritt, der dann nur eine dreiviertel Stunde dauerte, nicht mehr vom Hocker reißen. Er war nicht übel, aber nicht außergewöhnlich. Lobend zu
erwähnen ist, das
Chester Bennigton die
Kreischerei zugunsten von mehr Gesang eingeschränkt hat. Gut so! Enttäuschend dann das 2
Late-
Night-
Sepcial"
Evanescence um 1:00 Uhr.
Amy Lee kommt live nie und nimmer an die Plattenversion ran, und so konnte ich mich nicht in die Musik hineinsteigern. Erst nach dem dritten Song kam etwas Stimmung auf, obwohl die Frontfrau wirklich alles gab - aber es war nicht genug. Und für so etwas kamen wir erst um 5:00 nach Hause!
Sonntag, 03.06.07Der Sonntag war sicherlich der schwächste Tag des Festivals. Im Prinzip sind wir nur wegen
Papa Roach und den
Beatsteaks aufgestanden. Als wir dann pünktlich bei der
Alternastage waren, konnten Papa
Roach wegen
Stimmverlust nicht auftreten. Super! Zwei Stunden warten auf die
Beatsteaks. dazwischen spielten zwar die
kaiser Chiefs und
Mando Diao. Aber Erstens hören die sich für mich sehr gleich an und Zweitens mag ich diese Musik nicht. Um 20:00 machten endlich die
Beatsteaks Furore. Sie waren erwartungsgemäß gut und hatten das Publikum im Griff: - "Kniet euch hin!" Und die Menge tat es. - Jedoch waren mir zu wenig
Songs geläufig, weshalb ich leider nicht
mitjohlen konnte. Dafür sprang ich umso höher. Vielleicht hätten wir uns die
Smashing Pumpkins anhören sollen, aber die kannte nun wirklich keiner. Also fuhren wir
nach Hause, tranken ein Bier und fanden gegen1:00 endlich einen langen, erholsamen Schlaf.