Dienstag, 12. Juni 2007

Paris Hilton

Irgendwie ist es mir ja fast schon peinlich, dass diese Plage nun Einzug hält in meinen Blog. Das beweist einmal mehr, dass sich diesem globalen Virus beinahe niemand entziehen kann. So gut wie kein Medium, nicht einmal die vermeintlich seriösen, kommen ohne Paris-Hilton-Gefängnis-Berichterstattung aus. Einige davon sind dann wenigstens integer genug, sich im Nachhinein selbst zu kritisieren oder sich über die Hiltonmanie auszulassen. Nun aber mein ganz persönlicher Beitrag zur Hilton-Influenza.

Da kann sich Paris, die ja ganz freiwillig anderen Männer und Zuschauer "eine Nacht in ihr" anbot, nun nicht entscheiden: Will sie ins Gefängnis oder nicht? Was bringt mehr Publicity, im Gefängnis einzusitzen oder wieder rauszukommen? Beides falsch, viel mehr PR erzielt eine Inhaftierung, die eine Entlassung und eine erneute Inhaftierung nach sich zieht. Paris oder wenigstens ihre Vermarkter sind ja nun nicht vollkommen blöd, auch wenn sie mit dem Anschein, das zu sein, Profit machen. Also folgt der nächste Schachzug, der vor allem in ohnehin Hiltonisierten Amerika Erfolg haben wird:
Paris Hilton (26) gibt sich nach dem Hin und Her um ihre Gefängnisstrafe reumütig. "Ich habe mich dumm betragen", sagte das Partygirl nach Angaben des TV-Senders ABC in einem Telefonat mit der populären Fernsehmoderatorin Barbara Walters. "Das ist nicht mehr länger niedlich. Ich möchte es jetzt anders machen. ... Gott hat mir diese neue Chance gegeben."
Wie bitte, Gott war das? Mit Verlaub, Frau Hilton. Er wird seinen größten Fehler seit der Sintflut ja nicht noch weiter unterstützen!
Nein, das ist schon ein ganz ausgefuchster, wenn auch nicht mehr neuer Trick. Das von Gott auserwählte, an Gott glaubende und in Gott vernarrte amerikanische Volk wird Paris dafür lieben. Ich bin gespannt, wann die erste "Bible by Paris" oder ein Gebetsbüchlein erscheint. Das Übel, dass den Namen einer Hotelkette trägt, wird nicht mehr wegzudenken sein.

Doch, bei aller Verzweiflung ob der Karriere eines solchen Phänomens, seit wann geht dass eigentlich so? Man hat sich so sehr daran gewöhnt, dass Hilton amerikanische Bauern in Reality-TV-Serien terrorisiert oder hie und da über irgendeinen roten Teppich spaziert, es ist so selbstverständlich, dass jemand Geld mit seiner puren Existenz verdient, dass niemand nachfragt: Seit wann gibt es Paris Hilton? Ich will es versuchen.

Paris Whitney Hilton erschien im Jahr 1981 auf unserem wenigstens bis Dato schönen Planeten. Zunächst dürfte sie allerdings höchstens als "Hilton-Erbin" bekannt gewesen sein. Das änderte sich erst im Jahr 2000, das also in dieser Hinsicht eine echte Millenniumskatastrophe darstellt: Paris lies sich für die Zeitschriften FHM und GQ ablichten. Rasend schnell infizierte sie mit diesem taktisch klugen Mittel Millionen Mitglieder der Spezies Mann, die leider als Hauptabonnent diverser Magazine für diese Art Krankheiten sehr anfällig ist. Nach diesem denkwürdigen Jahr perfektionierte Hilton ihren Beruf, nämlich den des "It-Girls", also einem Mädchen "mit dem gewissen etwas". 2003 folgte die Serie "The simple Life", die eigentlich aufgrund miserabler Einschaltquoten zum scheitern verurteilt war. Hier hätte man das Paris-Hilton-Phänomen noch aufhalten können. Doch wieder waren es mehr oder minder ahnungslose Männer, die unbedingt "eine Nacht in Paris" verbringen wollten und den gleichnamigen "Dokumentarfilm" über die sexuellen Vorlieben eines It-Girls kauften. Doch Paris in Paris reichte nicht, man wollte das Mädel nun auch auf dem Bauernhof, in einer Firma usw. sehen. Die Quoten stiegen, Paris setzte sich in den Köpfen fest. daran konnten auch schlechte Bücher oder schlechte Horrorfilme nichts mehr ändern. Spätestens seit 2003 darf sich die Welt über tägliche Meldungen freuen, die so wichtige Themen aufgreifen wie "Ist Tinkerbell zu fett?" "Warum ist Paris über den roten Teppich gestolpert?" usw.

Dies erweckt, wie bereits erwähnt, den Anschein, als sei Paris Hilton ziemlich dumm. Doch das gehört zum Markenprinzip. Denn das ist Paris Hilton vor allem: Eine Marke, ein Konzern. Zu "ihr" gehören: Nachtklubs, Parfums, Filme, Musik, Werbeverträge. Paris Hilton verdient mit Blödheit Geld, der Traum vieler anderer Menschen. Natürlich hat sie nicht den Stein der Weisen gefunden, das wäre ja konträr zum Image. Aber sie hat gelernt, wie man aus Scheiße Gold machen kann.

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