Samstag, 5. Mai 2007

Der Heuchler

Es ist erst ein paar Jahre her, da besuchte ich einige Demos gegen den damals noch abwendbar scheinenden Irakkrieg. Bis dato war ich aber ein eher unpolitischer Mensch gewesen, ich hatte keine Meinung dazu, weder zu innenpolitischen Themen noch zur Weltpolitik. Mein Interesse wurde, das wird mir heute klar, maßgeblich durch den 11. September 2001 und die Folgen geweckt. Und durch die Bücher und Filme eines Mannes: Michael Moore

Doch was musste ich da gestern hören? Michael Moore, der große Heuchler? "Alles für die Pointe", "Die Demontage des Michael Moore", so titelten verschiedene Zeitungen. Mit drei großen Fragezeichen auf der Stirn klickte ich mich durch die Artikel, und spätestens als ich im TV einige Beiträge über den aufklärenden Film "Manufacturing Dissent" sah, wichen die Fragezeichen Zornesfalten. Ich hatte Michael Moore nämlich blind geglaubt. Zwar fand und finde ich seine Methoden nicht gut, er war mir ein bisschen zu unseriös. Aber ich suchte in dieser Zeit Antworten und Theorien über die verrückten Amerikaner - und Moore servierte sie nicht nur mir sondern vielen Europäern auf dem Silbertablett.
Michael, warum!?
Hast du ja toll hinbekommen! Jetzt bin ich total verunsichert. Das schöne, einfache Bild vom doofen paramilitärischen Amerikaner kann ich wohl nie mehr so zeichnen! George Bush, ein abgehobener und analphabetischer Vollidiot? Stimmt so wohl nicht, wie Debbie Melnyk in ihrem Film aufzeigt.
Laut eines Interviews auf stern.de beschränkt sich der Betrug auf die Methoden Moores, die Kernaussagen sollen aber davon nicht beeinträchtigt sein. Dennoch brennen sich mir erneut Fragezeichen ein, wenn es heißt:
Ihr Film demaskiert einen Mann, dem viele Deutsche zu Füßen liegen. Melnyk: Wir hoffen, dass sie weiter hinter seinen politischen Botschaften stehen. Aber seine Methoden sollten sie hinterfragen. Er verführt die Menschen. Er manipuliert Fakten.

Und dann später
Zum Schluss gibt es eine verstörende Szene:. Moore lässt Sie bei einer Veranstaltung rausschmeißen. Es kommt zu einer Art Ringkampf. Melnyk: Moores Schwester ging mit ein paar Security-Männern auf uns los. Das ist die Ironie an der ganzen Geschichte: Er setzt sich für Meinungsfreiheit ein, duldet sie aber nicht in seinem Umfeld.
Caine: Er beschäftigt Ex-Soldaten als Bodyguards, Typen einer paramilitärischen Spezialeinheit. Die tragen Waffen und räumen die Presse aus dem Weg.


Hallo!? Das schlägt doch dem Fass den Boden aus. Der Mann hat also wirklich seine -vermeintliche- Seele verkauft. Ging es nur ums Geld? Hat er politische Aussagen benutzt, um Popularität zu erreichen?

Ganz gleich, warum Mr. Moore diesen Betrug verübt hat. Ich werde künftig besser aufpassen, wenn ich mir Idole oder Vorbilder suche.

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